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Was unseren Schulbetrieb lähmt

Karin Pfeiffer-Stolz (18.11.2005)

Auszug aus dem Buch „Wer hat das Sagen in deutschen Klassenzimmern?“ (Stolz-Verlag Düren 2005)

Und wenn das Kind nicht will?

Schon an der Sterilität der Schulgebäude ist zu erkennen, daß uns das Wohl unserer Kinder nicht sehr am Herzen liegen kann. Lehrpläne und Lehrmethoden sind nicht kindgerecht, ebensowenig wie die Organisation des Lernens, das zu stundenlangem Stillsitzen nötigt. Auf unterschiedliche Begabungsformen wird zu wenig Rücksicht genommen. „Es wird an der Zeit zu fragen: Was ist eigentlich für die Kinder gut?“

Bildungspolitik macht die Rechnung ohne den Wirt. Diskutiert wird über Rahmenbedingungen, anspruchsvolle Arbeitsmethoden werden ersonnen, Maßnahmen zur Motivation erdacht und tausende von Papierseiten bedruckt – alles um einer Lernleistung willen, die dann das einzelne Schulkind erbringen soll. Übersehen wird, daß sich das Kind auch auf all das einlassen muß. Die Leistungsbereitschaft muß aus dem Schüler selbst erwachsen. Kein finanzielles Förderprogramm wird jemals in der Lage sein, auch nur ein einziges Kind zum Lernen zu bewegen, wenn dieses nicht lernen will. Doch darauf scheint es auch nicht anzukommen. So lange sich der Schulbetrieb wirtschaftlich und machtpolitisch „rechnet“, spielt alles andere keine Rolle.

Zwang statt Freiwilligkeit

Schulpolitik kümmert sich wenig darum, ob an Schulen Wissen und Bildung erfolgreich vermittelt werden kann. Sie mißt Erfolg lediglich nach formalen und quantitativen, nicht nach qualitativen Ergebnissen. Ihr Ziel ist die Akademisierung der Gesellschaft. „Die Schule der Nation ist die Schule“, sagte einst Willi Brandt. Was harmlos, ja sogar positiv klingt, hat eine bedenkliche Dimension. Durch die Pädagogisierung der gesamten Bevölkerung kommen die staatlichen Bildungsinstitutionen und deren Funktionäre zu Macht und Ansehen.

Zur Ausweitung dieser Machtansprüche propagiert man das „lebenslange Lernen“. Der Mensch soll sich von der Wiege bis zur Bahre der staatlich monopolisierten Bildungsindustrie unterwerfen. „Lufthoheit über den Kinderbetten!“ – „Senioren ans Netz!“. Bedrückend ist dies, wenn Bildungsmaßnahmen nicht mehr durch Freiwilligkeit, sondern auf Anordnung und Zwang geschehen. Dann nähern wir uns auf bedenkliche Weise totalitären Systemen. Die sogenannte Informationsgesellschaft mit ihrem staatlich gesteuerten, theoretischen Weiterbildungszwang entwickelt unterdrückende und vereinheitlichende Tendenzen, die wir nicht gutheißen können. Schon ist die Moral im Spiel: Nur der unter staatlicher Fuchtel „lernende“ Mensch ist ein „guter“ Mensch.

Die Schule als Experimentierfeld staatlicher Bildungsplanung

Seit einigen Jahrzehnten ist die Schule das Experimentierfeld der staatlichen Bildungsplaner und Interessenvertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen. Pausenlos werden neue Lehrmethoden und -inhalte vorgeschrieben, deren unterrichtspraktische Auswirkungen weder gründlich durchdacht noch gewissenhaft erprobt worden sind. In immer rascherer Abfolge werden Schulen flächendeckend angewiesen, pädagogische Moden in der täglichen Schulpraxis zu etablieren.

Die meisten der unausgegorenen Methoden stellen sich bereits nach kurzer Zeit als untauglich heraus, werden jedoch weiter befolgt, bis eine neue Modetorheit die alte ablöst. Ein kontinuierliches Arbeiten auf dem Sockel traditioneller Erkenntnis ist nicht mehr möglich – zum erstenmal in der Geschichte der Pädagogik verwirft die junge Generation die fundierten Erfahrungen der alten. Ja es entwickelt sich geradezu eine Phopie vor dem „Alten“, wobei „alt“ gleichgesetzt wird mit „verdorben“, „untauglich“, „überkommen“. Kennzeichen und Erfolg der menschlichen Kultur ist jedoch gerade, daß Erfahrungen durch die alte an die junge Generation weitergegeben werden, damit diese nicht dazu verdammt ist, alle möglichen Irrtümer sämtlich und immer aufs neue zu wiederholen. Eine Höherentwicklung menschlicher Kultur ist nur auf der Basis von Tradition möglich.

Soll Unterricht gelingen, muß er sich auf allgemeingültige und bewährte pädagogisch-methodisch-didaktische Erkenntnisse stützen dürfen. Schule soll kein Experimentierfeld sein für nimmermüde, profilierungssüchtige Neuerer, die das Rad wegwerfen, um es unter eitlem Getöse ständig neu zu erfinden.

Haltlosigkeit durch Orientierungsverlust

Das Vertrauen der Schüler in persönliche und staatliche Autoritäten ist durch die emanzipatorische und kritische Erziehung zunehmend erschüttert worden. Schulbücher und Lehrpläne enthalten ein überwiegend negatives Menschen- und Weltbild. Teilweise verborgen und zwischen den Zeilen vermittelt sich den Schülern eine Welt, die durch und durch zu fürchten ist: Krieg, Umweltverschmutzung, Elend, wirtschaftliche Not, soziale Ungerechtigkeiten, Hunger, Korruption, Betrug, Unterdrückung, Rassenhaß und so weiter und so fort. Gibt es denn in dieser Welt überhaupt etwas Gutes? Etwas, an dem man sich aufrichten, auf das man sich stützen könnte? Wie soll sich ein Heranwachsender mit seinem Dasein identifizieren, wie soll er Vertrauen entwickeln, wenn er von vornherein hauptsächlich mit dessen Schattenseiten konfrontiert wird?

Es gibt doch auch die andere Seite: Sicherheit, Vertrauen, Kameradschaft, Fürsorge, Liebe, Schönheit, Ehrlichkeit, um einiges zu nennen. Unsere Lehrplan- und Schulbuchmacher haben nicht verstanden, daß das kleine Kind nur dann selbständig laufen lernen kann, wenn es zuerst von liebenden Händen festgehalten wird und sich absolut sicher und geborgen fühlen darf. Sie verstehen nicht, daß nur teilen kann, wer zuvor ungeteilt und unbestritten hat besitzen dürfen. Sie können oder wollen nicht begreifen, daß Toleranz gegenüber Dritten nur dort entstehen kann, wo zuerst das eigene Ich voll und ganz akzeptiert und geliebt worden ist – ohne Zweifel, ohne Kritik, ohne Unsicherheit. Die progressive Pädagogik beginnt mit dem zweiten Schritt vor dem ersten. Sie meint, Sittlichkeit, Freude und Frieden mittels Überredung – und wenn das nicht hilft – Vorschrift und Zwang herstellen zu können. Diese moralische Utopie muß immer wieder scheitern und hat stets nur Unglück über die Menschen gebracht. Wenn heute vielen Kindern das nötige Vertrauen ins Leben fehlt, dann ist die negative Weltsicht der sich progressiv nennenden Pädagogik eine Ursache dafür.

Karin Pfeiffer-Stolz ist die Autorin zahlreicher Lernhilfen und Kindergeschichten und eine entschiedene Gegnerin der staatlichen Bildungsbürokratie sowie der staatlich verordneten Neuen Rechtschreibung.

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Herausgeber:
Libertäres Institut Bonn

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