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Das Schneeballsystem der NGOs

Nasim Mangal (03.04.2005)

Viele Hilfsorganisation sind in erster Linie ein Instrument zur Selbstbereicherung, vor allem jene, bei denen Spender und eigentliche Zahler keine Kontrolle über die Ausgaben haben. Das gilt auch für die so genannten NGOs (Non-Governmental Organizations), die sich zum größten Teil von anonymen und unfreiwillig erbrachten Steuergeldern speisen und von daher gar nicht so „non-governmental“ sind. Nach vorsichtigen Schätzungen gehen mindestens zwei Drittel aller Zuwendungen an staatliche und halbstaatliche Hilfsorganisationen für Bürokratie, üppige Mitarbeitergehälter und Werbung drauf. Wer einen Job bei einem der großen Helfervereine ergattert hat, dürfte mit Tagessätzen von bis zu 1000 Dollar so ziemlich ausgesorgt haben.

In einem Bericht des Spiegels (Nr. 13/05) über das Treiben der NGOs in Afghanistan wird deutlich, dass auch der Rest der Gelder, der in welcher Form auch immer bei der vorgegebenen Zielgruppe ankommt, nicht wirklich gut angelegt ist und sogar eher eine kontraproduktive Wirkung entfaltet. Die Arbeit der NGOs, für die Afghanistan eine wahre Goldmine sei, „fördert Schlamperei und Korruption“, so das Fazit von Susanne Koelbl vom SPIEGEL.

Vier Milliarden Dollar sind bislang von den Geberländern nach Afghanistan geflossen. Das entspräche bei ca. 20 Millionen Afghanen einem ganzen Jahresgehalt für jeden Afghanen, nämlich rund 200 Dollar. Nicht auszudenken, was eine Verdoppelung des Einkommens für eine wirtschaftliche Dynamik entfesselt hätte. Bei den Afghanen ist jedoch, wie nicht anders zu erwarten war, nicht viel vom Geldsegen angekommen. So verfügt lediglich das Kabuler Stadtviertel, in dem sich die Helfer einquartiert haben, über fließendes Wasser und Strom. Der afghanische Planungsminister Baschardost (frz. Schreibweise: Bachardoust), so der SPIEGEL, bat die sage und schreibe 2355 NGOs in Afghanistan um eine Kostenaufstellung, um zu erfahren, wieviel Prozent des Umsatzes tatsächlich für Hilfe aufgewendet wird. 80% der NGOs verweigerten die Auskunft. Baschardosts bittere Bilanz: "Es ist ein korruptes System, das den Reichen zugute kommt."

Dieses System lässt sich mit einem Strukturvertrieb vergleichen. Die mächtigen NGOs vergeben Aufträge an kleinere NGOs, diese wiederum machen die Arbeit auch nicht selbst, sondern reichen die Jobs, etwa den Bau von Schulen, Krankenhäusern oder Studentinnenheimen, an noch kleinere NGOs weiter. Am Ende steht eine auch als NGO getarnte afghanische Baufirma, die sehr oft nur Bauruinen hinterlässt. Der Etat derjenigen, die also wirklich etwas „aufbauen“, ist durch die Krötenwanderung durch die NGO-Hierarchie derart zusammengeschrumpft, dass für wirklich hilfreiche Infrastrukturprojekte weder das Geld, noch die Fachkompetenz, noch die Motivation übrigbleibt, zumal eine effektive Kontrolle fast ganz ausbleibt. Wie zum Hohn räumt sogar eine Mitarbeiterin der GTZ ein, dass die „Wirkungsorientierung“ bei den NGOs bislang nicht so im Vordergrund gestanden habe.

Das Treiben der NGOs fördert mithin auch gewaltige Fehlanreize bei vielen Afghanen, von denen nur einige wenige dadurch profitieren, dass sie die von den NGOs übriggebliebenen Brosamen bei der Weiterreichung von Projekten aufsammeln. Die NGOs sorgen also in vielerlei Hinsicht für eine hohe Zeitpräferenzrate der Bevölkerung, die zusehen muss, heute die von den Helfern hingeworfenen Almosen zu ergattern, um morgen noch zu leben. Dass dies nicht unbedingt zu einem zügigen Ausbau der Infrastruktur, geschweige denn zu einem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung und zu mehr Wohlstand führt, liegt auf der Hand.

So nimmt es auch kein Wunder, dass die meisten Afghanen auf dem Land keine andere Alternative als den Mohnanbau haben, um über die Runden zu kommen. Die afghanischen Bauern bekommen nicht nur von den Hilfsgeldern der NGOs nichts ab, ihnen werden durch die Nahrungsmittellieferungen der NGOs auch die Preise für ihre konventionellen Produkte verdorben. Kein Afghane kauft Weizen auf einem Bauernmarkt, wenn er ihn auch umsonst von der UNO bekommt. Hätten die afghanischen Bauern nicht ihren Mohn, würde es ihnen folglich sogar noch schlechter gehen als unter den Taliban. Sollte die Karzai-Regierung und die US-Truppen mit dem Krieg gegen die Drogen ernst machen, hätten die afghanischen Bauern allen Grund, buchstäblich um ihre Existenz zu bangen. Das System der Fehlanreize, das durch die internationale Politik und das Treiben der NGOs entstand, ist also bislang nicht undedingt dazu angetan, den Afghanen eine Perspektive für ein besseres Leben in der Post-Talibanzeit zu bieten. Das System vergrößert vielmehr die Kluft zwischen Arm und Reich innerhalb der afghanischen Gesellschaft, an deren Spitze es sich Politiker, NGO-Chefs, Warlords und Drogenbarone bequem einrichten. Wenn dann die „internationale Gemeinschaft“ wieder einmal die selbst geschaffenen Probleme mit Gewalt zu lösen versucht, indem sie gewaltsam gegen den Drogenanbau vorgeht, wird sie kaum auf das Verständnis der afghanischen Bevölkerung stoßen. Nur die Taliban werden sich die Hände reiben.

Links:

Spiegel-Artikel
Entwicklungshilfe
Afghanistan

Literatur:

ef-magazin Nr. 50: Der Spenden-Tsunami
Richard Rottenburg: Weit hergeholte Fakten

 





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Herausgeber:
Libertäres Institut Bonn

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